

Hünstetten – Trotz hochsommerlicher Temperaturen gibt es dazu momentan viel Unsicherheit und Informationsbedarf. Deshalb hatten unter dem Titel “Zukunft Heizen“ Die Grünen Hünstetten zusammen mit Miriam Fuchs, der Landtagskandidatin von Bündnis 90/Die Grünen im Untertaunus, am 12. Juli zum Infoabend eingeladen. Über 30 Gäste kamen zu der zweiteiligen Veranstaltung.
Am Biogrund Sportpark in Görsroth, vor der Baustelle des Vereinsheims der SG Hünstetten, erklärte zunächst Henry Blanke die Vorteile des Wärme- und Energiekonzepts für dieses CO 2-neutrale Gebäude. Er hat das Konzept in ehrenamtlicher Arbeit entwickelt und begleitet auch dessen Umsetzung. Eine der Herausforderungen: An Turniertagen soll das warme Duschwasser für 100 Personen ausreichen! Dafür hat man drei Pufferspeicher mit zwei Frischwasserstationen geplant. Die Energie für Fußbodenheizung und Warmwasser würden zu 89 Prozent von der Sonne und aus Erdwärme stammen. Die ersten der sieben 100 m tiefen Erdbohrungen für die Geothermie waren bereits auf dem späteren Parkplatz zu sehen. Das Herzstück sei eine Sole-Wasser-Wärmepumpe mit einer Heizleistung von 28 kW, Jahresarbeitszahl 4,5. Die Lüftungsanlage, die Hans Ulrich Weber als Co-Autor des Gesamtkonzepts erläuterte, arbeite mit einer 80-prozentigen
Wärmerückgewinnung, um Lüftungswärmeverluste zu minimieren.
Reichlich Strom liefere die Dach-PV-Anlage (53 kWp, mit Batteriespeicher). Stromüberschuss würde gegen Vergütung ins öffentliche Netz eingespeist. Obwohl an sonnenarmen Wintertagen Strom hinzugekauft werden müsse, sei jedes Jahr ein Überschuss von rund 22.000 kWh Solarstrom zu erwarten – das neue Vereinsheim könne man also als Plus-Energie-Gebäude einstufen. (Das Förderniveau “Effizienzgebäude 40 EE“ wird erreicht.)
Der anwesende Heizungsbauer bezeichnete das Energiekonzept als perfekt gelungen. Sicher ließen sich manche dieser Ideen auch bei anderen Neubauten oder Sanierungen anwenden.
Der zweite Teil der Veranstaltung im DGH Oberlibbach widmete sich dem Schwerpunkt “Politik und Handwerk im
Dialog”. Kaya Kinkel, energiepolitische Sprecherin von Bündnis 90/Die Grünen im Hessischen Landtag, erläuterte die Grundzüge des aktuell geplanten Gebäudeenergiegesetzes (GEG). Sie wies eindringlich darauf hin, dass sich die Temperaturen in den letzten dreißig Jahren dramatisch erhöht hätten und dass in Deutschland die Gebäude bis zu 40 Prozent der CO 2-Emissionen verursachten. 73 Prozent der selbst genutzten Immobilien würden mit Gas oder Öl geheizt. Es ginge beim GEG aber nicht nur um Klimaschutz, sondern auch um Verbraucherschutz, da die Preise für fossile Brennstoffe künftig erheblich steigen würden.
Dass der Einbau von Öl- und Gasheizungen im Lebenszyklus teurer würde als eine Wärmepumpe, bestätigte auch Frank Gehrke von der Gehrke Heizungsbau GmbH. Am Beispiel eines Einfamilienhauses im Bestand mit dem üblichen jährlichen Gas- oder Ölverbrauch erläuterte er die Wirkungsweise einer Wärmepumpe. Gerade im Altbau gäbe es aber keine pauschale Lösung: Zusammen mit einem Heizungsbauunternehmen und am besten auch einem Energieberater solle man individuell schauen, was in kleinen Schritten machbar und bezahlbar sei. Oftmals könne schon ein Austausch einzelner alter Heizkörper, der Einbau neuer Thermostatventile mit anschließendem hydraulischem Abgleich oder das Optimieren der Heizkennlinie nennenswerte Einsparungen bringen. Wichtig sei, mit Blick auf die Klimakrise, jetzt etwas für die Wärmewende zu tun, so Gehrke.
In der lebhaften Diskussion konnten natürlich nicht alle Fragen abschließend beantwortet, aber etwas Klarheit in das umfangreiche Thema „Heizen“ gebracht werden.
Autorin: Christina Redeker